Gelesen Neil MacGregor EINE GESCHICHTE DER WELT IN 100 OBJEKTEN GB 2010
Worum gehts?
Dies ist die Buchfassung einer Reihe von viertelst�ndigen Radiobeitr�gen, in denen der Leiter des British Museum uns mit Hilfe seiner Experten anhand beispielhafter Objekte einmal quer durch die Weltgeschichte f�hrt.
Wie ist das Buch geschrieben?
Sauber und elegant, also verst�ndlich. Viele Zitate beziehungsweise O-T�ne. Fotos von jedem Gegenstand. Ausf�hrlicher Anmerkungs- und �bersichtsapparat.
Was gefiel nicht so?
Entf�llt
Was gefiel?
- Die Idee, eine Weltgeschichte in Schlaglichtern zu erz�hlen, die auf Gegenst�nde fallen, ist ebenso einleuchtend wie bestrickend.
- Es wird nicht nur Geschichte anhand dieser Gegenst�nde erz�hlt, sondern auch die Geschichte der Gegenst�nde selbst - ihre Entdeckung, ihr Schicksal bis zu dem Zeitpunkt, wo sie im British Museum gelandet sind. So guckt man in jedem Kapitel zugleich zur�ck in ihre Entstehungszeit und in die Geschichte ihrer weiteren Nutzung oder Umformung oder Rezeption. Das ist spannend!
- Sprachlich ist das Buch erste Sahne. Auch an der �bersetzung, an der immerhin drei Leute beteiligt gewesen sind, hatte ich w�hrend der Lekt�re nie etwas auszusetzen.
Gute Stelle?
Einer der faszinierendsten Beitr�ge befasst sich mit der Indus-Kultur, von der ich bis dahin nicht einmal etwas geh�rt hatte! Seite 115ff, Deutsch von Andreas Wirthensohn:
Vor rund 5000 Jahren floss der Indus, wie er das bis heute tut, von der Hochebene Tibets bis ins Arabische Meer. In den �ppigen, fruchtbaren �berschwemmungsebenen entwickelte sich die Indus-Kultur, die auf ihrem H�hepunkt rund eine halbe Million Quadratkilometer umfasste.
Ausgrabungen dort haben die Pl�ne ganzer St�dte zutage gef�rdert, aber auch deutliche Hinweise auf ausgedehnte internationale Handelsstrukturen. [...]
[...]
Marshalls Team fand bei Harappa die �berreste einer riesigen Stadt und entdeckte anschlie�end in der N�he noch viele weitere St�dte, die sich alle auf die Zeit zwischen 3000 und 2000 v.Chr. datieren lassen. Damit reichte die indische Kultur viel weiter zur�ck, als man bislang angenommen hatte. Nach und nach wurde deutlich, dass es sich um ein Land mit hoch entwickelten urbanen Zentren, Handel, Industrie und sogar Schrift gehandelt hatte. Zeitlich und vom Entwicklungsstand her stand es auf einer Stufe mit dem alten �gypten und Mesopotamien - und war vollkommen in Vergessenheit geraten.
Die gr��ten St�dte im Industal wie Harappa oder Mohenjo-Daro hatten zwischen 30 000 und 40 000 Einwohner. Sie waren streng nach schachbrettartigen Entw�rfen angelegt und verf�gten �ber sorgf�ltig ausgearbeitete Wohnungsbaupl�ne und fortgeschrittene Sanit�rsysteme, zu denen sogar hauseigene Toiletten geh�rten; f�r einen modernen Stadtplaner m�ssen sie ein Traum gewesen sein.
So weit erst einmal zur �bersicht - und jetzt kommts! Behaltet dabei im Blick, dass wir hier �ber eine Gesellschaft reden, die vor vier- bis f�nftausend Jahren existiert hat, also in der Bronzezeit:
Wie wir im Falle von �gypten und Mesopotamien gesehen haben, bedurfte es f�r den Sprung vom Dorf zur Stadt gew�hnlich eines dominanten Herrschers, der Zwang aus�ben und Ressourcen nutzen konnte. Unklar ist aber gerade, wer diese hochgradig organisierten St�dte im Industal regierte. Es gibt keine Hinweise auf K�nige oder Pharaonen - oder �berhaupt auf irgendwelche Anf�hrer. [...]
Die �berreste dieser gro�en St�dte der Indus-Kultur liefern uns keine Anhaltspunkte daf�r, dass wir es hier mit einer kriegf�hrenden oder vom Krieg bedrohten Gesellschaft zu tun haben. Man hat nur wenige Waffen gefunden, und die St�dte scheinen nicht befestigt gewesen zu sein. Es gibt gro�e Gemeinschaftsgeb�ude, aber nichts, was wie ein K�nigspalast aussieht, und zwischen den H�usern der Reichen und denen der Armen bestanden offenbar keine gro�en Unterschiede. Wir haben es also, so scheint es, mit einem deutlich anderen Modell st�dtischer Zivilisation zu tun, das ohne die Verherrlichung von Gewalt oder eine extreme individuelle Machtkonzentration auskommt. Beruhten diese Gesellschaften also nicht auf Zwang, sondern auf Konsens?
Unglaublich, oder?
Man nimmt �brigens an, dass die Induskultur untergegangen ist, weil sie �kologische Fehler machte beziehungsweise mit einer Klimaver�nderung Probleme hatte, und nicht etwa durch Eroberung.
Von dieser Kultur �briggebliebene Kunstwerke zeigen, sofern sie nicht geometrisch-ornamental sind, gepflegte b�rtige M�nner ohne Insignien der Macht, Tiere, Schamanen und tanzende M�dchen - ich will eine Zeitmaschine.
Zu empfehlen?
Aber ja! Eines der besten B�cher, die ich 2014 gelesen habe!
Wo aufgest�bert?
Ein Geschenk meiner Liebsten, entweder zu Weihnachten 2013 oder zum Geburtstag im Fr�hling 2014; das wei� ich nicht mehr. Ich habe mir jedenfalls mit der Lekt�re viel Zeit gelassen und war im November dann leider doch schon damit durch.

(Eigenh�ndiger Scan vom gelesenen Exemplar. Gebunden mit Leseb�ndchen, 816 kurzweilige Seiten. C.H. Beck, Jubil�umsausgabe 2013)
Und sonst?
Die Welt erweist sich immer wieder als gr��er und weniger bekannt, als ich denke!
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English summary for foreign readers: A HISTORY OF THE WORLD IN 100 OBJECTS by Neil MacGregor is one of the best books Ive read last year! And Im totally fascinated of the Indus Valley Civilization ...
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